Südwind- ein Kreis schließt sich
Langsam haben wir das Gefühl, irgendjemand hat etwas gegen
uns. Nervte bei der Fahrt in Richtung Nordkap der entgegenkommende Nordwind,
stellte sich pünktlich zur Richtungsänderung gen Süden der Südwind ein. Das hat
in den zum Teil engen Fahrwassern permanentes Fahren unter Motor zur Folge, welches mittlerweile schon den 2.
Ölwechsel der Tour nötig machte. Der Einzige, der das echt zu genießen
scheint, ist Paule. Unmittelbar nach dem
Ablegen stellt er sich an der Leiter hoch und macht sein Begehren, zu uns in die Pflicht zu kommen, deutlich. Mit
Schwimmweste versehen ist das bei ruhigem Wetter auch kein Problem und so
verbringen wir viele Fahrtabschnitte zu dritt an der frischen Seeluft. Wieder
liegen sehr unterschiedliche Häfen und Erlebnisse hinter uns. Im schon
erwähnten Axmar bruk lagen Freud und Leid eng beieinander. So versenkte Carsten
aus Versehen den Bootsschlüssel. Trotz des angeblich schwimmfähigen
Schlüsselanhängers versank das Bündel ca. 3m in der See- keine Chance auf
Rettung. Dafür sahen wir am Abfahrtsmorgen unsere ersten Seeadler. Gleich zwei
dieser imposanten Vögel ließen sich auf der Spitze eines Baumes der
gegenüberliegenden Insel nieder- leider etwas außer Reichweite unserer
Fotoausrüstung. Der Hafen des Gävler Segelklubs enttäuschte in Ausstattung und
Service in allen Belangen, Ängskär dagegen… ja in Ängskär war es so toll, dass
es, wie Carsten es ausdrückte, zur ersten Meuterei der Besatzung kam. Hier
passte einfach alles. Ein trotz Südwind ruhiger Liegeplatz längsseits, eine
einfache aber nette Gaststätte mit Kinderferienlagerflair aber superleckerem
Lachssteak als Tagesangebot und einer Fotoausstellung eines Naturfotografen mit
unglaublichen Bildern. Stein- und Birkenpilze warteten nur darauf eingesammelt
zu werden (ohne Suchen!) und ergaben eine leckere Mahlzeit. Und wieder
überflogen uns die Adler…ein Platz zum Verweilen, fand ich, und zum Glück ließ
sich Carsten trotz Segelwind erweichen und wir blieben zwei Tage. Unter
atemberaubenden und Regen verheißenden Wolkenformationen motorten wir dann nach Öregrund, einem größeren Hafen mit 36
Gastliegeplätzen, da frische Lebensmittel nötig waren. Ein nettes Städtchen und
ein noch netterer Hafenmeister, den man erst mal telefonisch über seine Ankunft
informieren musste, überraschten uns hier. Als einzige Gastlieger des Hafens
nahm sich Anders viel Zeit für uns, erklärte uns ausführlich seine Pläne zur
Hafenerweiterung („… aber wenn ich im
Lotto gewinne, dann könnte man…“)und gab uns auch noch ordentlich Rabatt auf
die Gebühr sowie die Möglichkeit, kostenfrei Waschmaschine und Trockner zu
nutzen. Und diese herrlichen, kontrastreichen Farben der Stadt, wenn man aus
dem Boot blickte- ich habe diese Ansicht bestimmt 15x aus verschiedenen
Perspektiven fotografiert! Da wir uns
mit Freunden aus der heimischen Marina in den Stockholmer Schären treffen
wollten, hieß es jetzt aber ein wenig Fahrt aufnehmen. Ein langer Schlag über
53sm sollt uns südlich nach Norrtälje führen. Dazu wählten wir auf Grund des
fehlenden Windes einen Sund bzw. Kanal, da uns die offene See nur hohe Wellen gegen
an eingebracht hätten. Nach einem Sonnenaufgang wie er im Buche steht ging es
schon früh um 6 Uhr los, einzig
beobachtet von einem Adler, der es sich auf einer roten, das Fahrwasser
begrenzenden, Spire bequem gemacht
hatte. Felsen, Inseln und bebaute Küstenabschnitte wechselten sich ab, bis die
erste Brücke in Sichtweite auftauchte. Diese konnten wir laut Kartenangabe
unterfahren, auch wenn wir zwischenzeitlich echt daran zweifelten. Die Öffnung
der nächsten zwei Brücken musste 12 Stunden vorher telefonisch angemeldet
werden. Als ob man da schon genau sagen könnte, um welche Uhrzeit man die
besagte Stelle passieren wird! Um eine Stunde verschätzten wir uns und so war
eine Umbestellung auf Fahrt nötig, die aber völlig problemfrei funktionierte.
Streckenabschnitte, in den man sich in einem engen Kanal wie im Spreewald
fühlte, wechselten mit welchen, bei denen das Staunen über die privaten
Prachtbauten und Anlagen vermögender Schweden überwog. Und dann, nach 12 langen
Stunden war endlich Norrtälje in Sicht, der Ort, wo vor 54 Tagen meine Reise
begann, aber, zum Glück, ja noch lange
nicht beendet ist…
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Väddökanal |
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2. Brückenöffnung |
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Öregrund |
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Ängskär |
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