Samstag, 7. Juli 2018

Irgendwas mit Kiel und Handbreit ...


… hatte ich in den vergangenen Wochen wirklich oft gehört. Gestern wurde es für mich das erste Mal wirklich ernst damit.

Dummerweise war auch viel Wind aus N-NO angesagt, was für unseren Plan, gleich mit einem langen Schlag  Mariehamn, die Hauptstadt der  Alands zu erreichen (51sm), keine schlechte, aber für meinen Magen nicht gerade eine gute Nachricht war. Schon bei der Schaukelei im Hafen bemerkte ich Probleme meines Gleichgewichtsorganes und eine leichte Übelkeit. Aber nachdem  4.30 Uhr der Wecker klingelte und wir 5.20 Uhr abfahrbereit waren, war alles für kurze Zeit vergessen. Die ersten 2 Stunden motorten wir auf Grund des fehlenden Windes durch die Bucht und Schären vor Norrtälje in  Richtung offene See,  um dann, mit Vollbesegelung unter blauem Himmel, den langen Ritt über die Wellen zu wagen. Diese waren angenehm klein und so schoss unser Oldtimer KETO mit bis zu 8 Knoten über Grund dem Ziel entgegen. Der Plotter (das Navigationsgerät für die Seefahrt) zeigte beruhigende Tiefen (bis 130m – Gruß an Katrin J)an und auch Container-,Kreuzfahrschiffe und Fähren waren nur in der Ferne unterwegs. Aber der Wind nahm permanent Fahrt auf,  die Wellen wurden größer und kabbeliger und mein „Bauchgefühl“ passte sich diesen Bedingungen an. Mit bewährten kleinen Tricks (auf den Horizont schauen, ablenken mit Gesprächen oder das Steuer übernehmen) bekam ich es aber doch gut in den Griff und nach 7 Stunden waren die ersten Inselchen der Alands am Horizont zu entdecken. Hätte mich vor unserer Reise jemand nach diesem autonomen Archipel gefragt, hätte ich deren Existenz in Europa entweder geleugnet oder es in einen anderen Erdteil verlegt. So wusste ich aber nun, dass die 6500 Inseln (60 bewohnt) zu Finnland gehören, sich selbst verwalten und schwedisch sprachig sind, eine eigene Flagge und Briefmarken haben und es nur eine nennenswerte Stadt gibt: Mariehamn (rund 11000 Einwohner). Und genau dieser Ort war unser Ziel. Der Plotter erklärte uns, dass wir den dortigen Hafen in etwa 2 Stunden erreichen würden und so konnten wir die malerische Landschaft, karibisch blaues Wasser bei Sonnenschein  und grüne felsige Inseln überall wie Perlen verteilt, genießen. Carsten hatte sich auf der alleinigen Fahrt durch die Schären vor Stockholm zum Glück schon eine gewisse Ruhe und Vertrauen in die Seekarten „erarbeitet“, welche mir wirklich gut tat. Am Anfang verglich ich instinktiv jeden knapp aus dem Wasser ragenden Felsbuckel mit der Karte, immer in Erwartung eines Auffahrens auf einen dieser „Unterwasserkiesel“. Der Plotter zeigte bald nur noch eine reichliche Stunde bis zum Erreichen des Zieles an, als plötzlich vor uns ein großer Hafen mit vielen Masten auftauchte. Wir brauchten zu unserer Schande echt eine ganze Weile um zu realisieren, dass wir unser Ziel vor Augen hatten- dass eine Zeitverschiebung von 1 Stunde bedacht  werden sollte, war uns irgendwie entgangen … So schnell hatten wir lange nicht das Boot zum Anlegen klargemacht!  
 
Morgenstimmung
Schäre


WM-Public Viewing beendete den Abend