Montag, 30. Juli 2018

Urlaub im Urlaub (1) - Der Weg ist das Ziel


Das Abenteuer beginnt vor der Haustür, d.h. eigentlich bei Europcar am Tresen. Zielsicher sprachen wir dort Montagnachmittag vor und wollten natürlich ein passendes  Auto gleich mitnehmen. Aber: „Oh, I´m so sorry…“- erst  am nächsten Tag um 9 sei wieder etwas verfügbar, sofort hätte er nur einen Ford Fiesta…Rund 2800 km mit Hund, Wander- und Campingsachen im Fiesta – keine Chance! Als wir Dienstag gegen 12.30 den Golf Variant (Kombi) gepackt und abfahrbereit im Segelclub Vaasa stehen hatten, war einer der 6 geplanten Tage schon halb vorbei. Das bedeutete Meter machen…Gar nicht so einfach bei 60 bis 100km/h Höchstgeschwindigkeit und einer einspurigen, fast jeden nennenswerten  Ort der Küste durchquerenden Autobahn. Mit dem Wissen um eine taghelle Nacht, war unser Ziel Tornio, dem  finnische Teil des schwedischen Städtchens Haparanda im Norden des Bottnischen Meerbusens, dessen Hafen ja unser früheres Ziel mit dem Boot war. Der dort aus Norden kommende gleichnamige Fluss bot laut Reiseführer einiges. So ist er einerseits Grenzfluss zu Schweden, andererseits aber auch einer der letzten freifließenden Lachsflüsse Europas mit malerischen Holzstegen von denen aus Lachsfischer ihr Glück versuchen. Am Abend erreichten wir das Torniotal (Stromschnellen von Kukkola) und stellten drei Dinge fest: 1. entspricht die Landschaft der Beschreibung, 2. war zum Glück keine Lachssaison- außer ein paar Touristen wirkte alles wie ausgestorben und 3. gibt es „ein paar“ Mücken. Die Suche nach einem geeigneten Platz  für unser Zelt gestaltete sich trotz „Jedermannsrecht“ schwierig. Nicht an der Straße, nicht in der Nähe von bewohntem Gebiet, evtl. am Wasser… alle interessanten Stellen scheiterten vorwiegend an einem Problem: den Mücken. Zu Hunderten überfielen einen die stechfreudigen Gesellen sobald man das Auto verließ. Mit den Armen wedelnd  und ausschlagend flüchteten wir wieder ins Auto und brachten die Hälfte davon mit hinein, gingen minutenlang auf Moskitojagd um dann einen anderen Zeltplatz zu suchen! Zwar

 


hatten wir von diesen Schwärmen im Sommer in Lappland gelesen, die Ausmaße überraschten uns aber doch ein wenig. Schlafen mussten wir aber irgendwo und so zogen wir bei schwülen Temperaturen lange Klamotten über, bauten unser Zelt in einer Wiese am Waldrand auf und verbrachten, hinter Mückennetzen geschützt, eine erste Nacht in Lappland. Das Frühstück verschiebend ging es früh weiter zum Felsenberg Aavasaksa, der zu den finnischen Nationallandschaften gehört und mit dem Ausblick auf das naturbelassene Flusstal, Schweden und Lappland (Qu.: Marco Polo) ein lohnenswertes Ausflugsziel war. Die Höhenluft schien den Mücken nicht so anzustehen, sodass auch  wir endlich mit einem ausgiebigen Frühstück den Tag beginnen konnten. Weiter ging die Fahrt in Richtung Rovaniemi (ca. 62000 Ew.), der Hauptstadt Lapplands, in deren Norden wir den Polarkreis überqueren wollten. Aber nicht nur wir! Nachdem 1950 hier ein Geschäftsmann das Büro des Weihnachtsmannes eröffnete, strömen jedes Jahr hunderttausende Menschen her. Bei permanenter Beschallung mit Weihnachtsmusik kann man im Holzdorf  Fotos mit dem W-mann machen , seinen Wunschzettel abgeben, Postkarten mit Sonderstempel verschicken, Souvenirs  kaufen… und noch viele andere „ tolle“ Dinge. Wir entschieden uns für ein einfaches, kostenloses Foto auf dem aufgemalten Polarkreis, stießen mit Rotwein auf die Überquerung an  und flüchteten vor dem Rummel und den 31° C ins klimatisierte, ruhige Auto. Am Nachmittag leisteten wir uns eine urige Campinghütte an einem See, badeten und genossen den Rest des Tages. Der Wetterbericht hatte nämlich für den Donnerstag Regen und Gewitter vorausgesagt- dieser Tag konnte ja dann zum Fahren genutzt werden. Genauso verfuhren wir. Keiner verspürte  unter diesen Bedingungen am Abend Lust zum Zeltaufbau und so fragten wir in Honningsvag im Vandrerhjem (JH), ca. 30 km vor dem Nordkap, nach einem Zimmer an und hatten Glück. Ausgeruht und stressfrei gestartet, stand unserer Wandertour zum Kap am Freitag nun nichts mehr im Wege…