Donnerstag, 9. August 2018

Wenn eine "Handbreit" mal zu wenig ist ...

Skeppsmaln

Sauna mit Ausblick...
Nach dem Erreichen des Nordkaps hatten wir ein nächstes Ziel als kleines „Highlight“ ausgemacht: die Högaküste (Hohe Küste) Schwedens. Vor einigen Jahren verlebten wir  dort mit Fabi einen erlebnisreichen Camping- und Wanderurlaub und kannten somit die    Region von der Landseite her. Dieser Küstenabschnitt, ungefähr zwischen Örnsköldsvik und Härnösand gelegen, wird geprägt von vielen Erhebungen über 200m an der Küste und gleichzeitig ist das Bottenmeer hier mit bis zu 293m am tiefsten. Seit dem Jahr 2000 gehört dieser  Küstenabschnitt zum Welterbe, da er die höchste Landhebung nach der letzten Eiszeit aufweist, welche auch noch anhält, zur Zeit noch 8mm pro Jahr. Nachdem uns ein schwedischer Rastafari im ersten Hafen in Schweden binnen 2 Stunden die schönsten Orte für Segler seiner Heimatregion aufgezeigt hatte(das rote Holzhaus, indem er aufwuchs, auf einem Foto im Hafenhandbuch inklusive) und wir fleißig mitschrieben, war uns klar: der erste Hafen muss Skeppsmaln sein. In der Karte fehlte zwar jegliche Tiefenangabe aber es wurde uns auch von anderer Seite versichert: wir waren auch dort, nicht durch die Enge verrückt machen lassen, es lohnt sich wirklich, die Tiefe reicht… Noch jetzt betont Carsten immer wieder- hätte er nur annähernd geahnt, auf was er sich da einlässt, nie im Leben wäre er da hineingefahren… Man muss sich das so vorstellen: man fährt mit seinem Boot in eine schlauchartige, am Ende abgewinkelte, also nicht einsehbare Bucht. Malerische Schwedenhäuschen am Ufer und keinerlei Hinweise auf einen Hafen. Plötzlich verengt sich der Schlauch, die Schären (abgerundete Felsen) ragen bis auf einen ca. 6m breiten „Durchschlupf“ von beiden Seiten in die Fahrrinne, Häuser stehen nahe dem Wasser und es ist nicht zu erkennen, wie es dahinter weitergeht. Was nun?! Ein Jetskifahrer bemerkte unsere Unsicherheit. Selbst ortsunkundig erbot er sich an, als Kundschafter zu fungieren, kam zurück und versicherte, dass es am Ende der Bucht einen Gästesteg gäbe und es sicher tief genug sei… Im Zeitlupentempo mit Luft anhalten, den Untergrund auf weitere flache Stellen fixierend schoben wir uns zentimeterweise nach vorn. Das erwartete Auffahren blieb tatsächlich aus und um die Kurve schauend, sahen wir endlich den leeren Steg am Ende aufblitzen. Auch das Anlegemanöver gelang ohne Schwierigkeiten und endlich konnten wir (Carsten schimpfte wie ein Rohrspatz ob des eingegangenen Risikos) durchatmen. Um es kurz zu machen: wir verlebten hier zwei wunderschöne Urlaubstage, mit Dorffest und Museum zur Herstellung von vergorenem Hering (Spezialität der Region), mit Schärenwanderungen zu Leuchttürmen und Saunen, mit geglücktem Drohnenrundflug, Starkwind und Gewitter. Am Abreisetag strahlte wieder die Sonne, der Wind hielt sich in Grenzen (und kam natürlich wieder aus der verkehrten Richtung) und gutgelaunt sollte es nur 12sm weiter nach Örnskoldsvik gehen. Keine Sekunde lang hatte ich über Probleme beim Ablegen nachgedacht, schließlich hatte die Hinfahrt ja super funktioniert, als Carsten laut das „SCH“-Wort schrie und hektisch Anweisungen für mich hinterher: wir waren aufgefahren. Zwar fast ohne Geschwindigkeit, aber wir saßen fest. Mit Hilfe eines Anwohners, der uns mit einem Seil unterstützte, und Gewichtsverlagerung auf dem Boot (an den Baum hängen)ging es zum Glück auch schnell weiter. Eine Erklärung bekamen wir auch noch zugerufen: das Wetter, sprich die hohen Temperaturen sind schuld. Siehatten den Wasserstand um ungefähr 30 Zentimeter abgesenkt. Und dabei hatten wir die enge Stelle noch gar nicht erreicht! Uns beiden fielen echt ganze Felsen  vom Herzen, als auch sie passiert war und eventuelle Folgen und Schäden hoch und runter diskutierend ging es  wieder in richtig tiefe Gewässer.
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Die bewusste Stelle...