Sonntag, 1. September 2019

Keine Zeit für Eile - Natur pur (18.7.-4.8.)



Nach einem unglaublich tollen Segeltag zurück nach Finnland (10,5 Std. für 70 sm), gekrönt durch einen phantastischen Sonnenuntergang, fuhren wir abends 22.30 Uhr im Zollhafen Santio ein. Swen-Olaf hatte per Funk schon vermeldet, dass wir evtl. nicht über Nacht bleiben dürfen, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Tatsächlich beharrten die finnischen Zöllner auf einer Weiterfahrt und so mussten wir uns müde und ziemlich angesäuert einen Hafen für die Nacht suchen. Da kam das Angebot zum Nudelessen von Armgard wie ein unerwartetes Geschenk, welches wir dankbar annahmen. 8sm weiter sollte es mit Klamila ein Mittelding zwischen Komfort (Strom, Dusche, Sauna)und Natur werden. Aber erst einmal hieß es ca. 2 Stunden in der Dunkelheit durch das Schärenfahrwasser dorthin zu motoren! Mit Kopf- und Taschenlampenlicht gelang auch das Anlegen längsseits recht gut und gegen 2 Uhr morgens fielen wir todmüde in die Kojen. Nach dem späten Aufstehen am nächsten Tag erkannten wir, dass wir wahrscheinlich in einem alten Fischerhafenbecken angelandet hatten, der Gästehafen aber ca. 100m weiter und vor allem viel idyllischer lag. Das Umlegen und Dableiben war schnell beschlossene Sache und so begann ab diesem Tag die Zeit des Genießens.

Noch 3 Wochen verblieben bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland und die Strecke bis Helsinki war überschaubar. Mit Hilfe der Vorschläge finnischer Segler, mit denen man in den Häfen immer mal ins Gespräch kam, vor allem aber von Oliver, einem vor 20 Jahren nach Finnland ausgewanderten Deutschen, entstand Stück für Stück eine Route, welche besonders die schönen Naturhäfen der Schären berücksichtigte. Wie z.B. Nuokko (21.7.-23.7.), einer Naturbucht mit Steg zwischen drei Inseln, an welchem wir sogar drei Tage lagen. Grillplätze, Holz und Werkzeug, Komposttoilette und herrliche Natur pur (alles kostenfrei!)- diese Merkmale hat jeder Naturhafen hier in Finnland. Und obwohl hier eine Nacht sogar 12 Boote vertäut lagen, hatte man auf der Insel genügend Möglichkeiten, um Einsamkeit und Stille zu genießen. Hier aßen wir gemeinsam mit der „Element“ Barsch satt (Geschenk eines Finnen mit großem Angelerfolg plus erster Fang von Swen- Olaf), genossen die von der Sonne aufgewärmten roten Steine als Liegewiese sowie traumhafte Sonnenuntergänge und Blödeln mit der Badenixe.


Auf Kaunissaari/Fagerö (23.7.-25.7.) lag die KETO im alten Fischerhafen des Dorfes. Vom Schwell geschützt und nur vom Geschrei der Möwen und Seeschwalben aus der Ruhe gerissen, fühlten wir uns in frühere Zeiten zurückversetzt. Auf Spaziergängen aßen wir uns an süßen Himbeeren vom Wegesrand satt, besuchten das Dorf- und Fischereimuseum und erschraken über die horrenden Preise des Einkaufslädchens.

Am Steg der Festungsruine Svartholm (25.7.-26.7.) ärgerten uns bis 21 Uhr vorbeirasende Motorboote (wem gefällt schon permanentes Erdbebenwackeln…), dafür konnte man einfach vom Boot aus in der Ostsee schwimmen gehen. Am nächsten Morgen hatten wir die Festung bis 10 Uhr ganz für uns alleine und ich durchforstete sie mit Paule bis in dunkle Kellergewölbe (Handytaschenlampe half), während Carsten die Drohne fliegen un
d filmen ließ.

In Louviisa wollten wir nur einen 3-stündigen Versorgungsstopp einlegen und blieben doch noch über Nacht, da die Sauna inklusive war , was die Männer nutzten und für die Frauen gab`s (neben der ebenfalls frei nutzbaren Waschmaschine) Livemusik auf der Hafenstraße, Gedankenaustausch und „Leute gucken“.
In die Lagune in der Mitte der Insel Bockhamn gelangte man durch eine schmale Einfahrt und hatte dann sogar die Auswahl zwischen zwei Stegen. Mit viel Spaß beim Holzspalten und dem folgenden Grillen sowie einem gemeinsamen Frühstück mit Blaubeerkuchen am nächsten Morgen ging unsere erlebnisreiche und tolle gemeinsame Zeit mit der Besatzung der „Element“ leider zu Ende. Ihr Weg führte direkt nach Helsinki, während wir uns bis dahin noch eine ganze Woche Zeit lassen konnten…