Donnerstag, 27. September 2018

Fliegend voran


Kalmarbrücke in Sicht
Noch zwei weitere Tage mussten wir in Mönsteras ausharren, bis sich endlich ein geeignetes Fenster auftat. Am Abend zuvor unterhielten wir uns darüber mit unserem Nachbarn (dem Frachtensegler), der grinste schelmisch und verneinte die Weiterfahrt für sich, er sei schließlich keine „25“ mehr. Sind wir auch nicht aber die Ungeduld nach so vielen erzwungenen Ruhetagen wurde immer größer und die erstmalig angesagte Windrichtung Nordwest konnten wir einfach nicht liegen lassen- auch wenn Windgeschwindigkeiten von über 20 Knoten prognostiziert wurden. Wieder klingelte der Wecker bei Sonnenaufgang und der gewohnte „Fahrtentrott“ begann: Duschen, Kurzfrühstück, Hunderunde, klar Schiff, Tee kochen, zwei Stunden später gelassen ablegen… Erstaunt beobachteten wir, dass auch bei der „Venus“(Frachtensegler) ein paar Minuten vor uns die Leinen gelöst wurden und wir ihr einfach durch das betonnte Fahrwasser bis zur offenen See folgen konnten. Und dann begann die bisher schnellste und schönste Segelfahrt unseres Urlaubes. Nur mit dem Vorsegel erreichte die KETO Geschwindigkeiten über 6 Knoten über Grund, sogar die 7 tauchte ab und zu in der Anzeige auf. Obwohl die Wellen nicht eben klein waren, kamen sie diesmal aber mit dem Wind (27 Knoten!) von schräg hinten (NW) und schoben uns, statt wie sonst zu „buckeln“. Die Sonne schien und wir flogen nur so über das Wasser. Die Zeit verging schneller als je zuvor und schon tauchte in der Ferne die Silhouette von Kalmar auf (ca. 25 sm gefahren). Hier wollten wir einen Zwischenstopp einlegen und tanken, da aus der Erfahrung heraus viele Häfen incl. ihrer Tankstellen schon geschlossen waren. Nicht schlecht staunten wir, als wir vor uns an der Tanke die „Venus“ erkannten, welche uns zwischenzeitlich glatt davon gesegelt war. So dauerte es ein paar Minuten länger als geplant bis wir weiter fliegen konnten. Am Ende zogen sich die verbleibenden 16 sm doch noch ganz schön, vor allem die Temperaturen um die 13°C waren unangenehm. Gegen 16.30 Uhr fuhren wir in den kleinen Sportboothafen von Ekenäs ein und wurden gleich mit Handzeichen persönlich an einen Längsseitsplatz geleitet. Später stellte sich heraus, dass unsere Elektroleitung um 2m zu kurz für einen Anschluss war und wir das Boot dafür drehen mussten. Auch dafür fanden sich (ohne Anfrage!) schnell helfende Hände. Spätestens am nächsten Tag früh, als der Blick auf das Thermometer nur 3°C Außentemperatur versprach, waren wir über diese Aktion sehr froh, da der Heizlüfter wenigstens im Boot „Betriebstemperatur“ herstellen konnte. Erst 9.30 Uhr war die Außentemperatur über 10°C gestiegen und wir machten uns auf den Weg. Der 33 Seemeilen entfernte Hafen von Sandhamn, kurz vor der Ecke zur Hanöbucht, war das Tagesziel. Die Windrichtung stimmte erneut, Windgeschwindigkeiten um 15 Knoten ließen uns eine entspannte, schnelle Fahrt erwarten. Das Großsegel wurde (nach wie vielen Wochen mal wieder?!) gesetzt und so ging es unter Vollbesegelung zügig los. 
 
Burg von Kalmar

Hafen Ekenäs
Leider schlief der Wind dann nach und nach immer mehr ein und wir wurden deutlich langsamer. Carsten setzte den Gennaker als Lösungsversuch aber einige Momente später wurde klar, dass der auffrischende und auf SW drehende Wind einen Einsatz unmöglich machte. Und wie der Wind plötzlich aufdrehte!  Mit ordentlicher Schräglage (Am-Wind-Kurs!) und konfuser Welle holperten wir erst mal am Hafen vorbei, um dann, mit dem Wind von Süden kommend, eine leichtere Einfahrt zu haben.  Erst 17.00 Uhr machten wir die KETO im wenig ansprechenden aber gut geschützten Hafenbecken fest. Mindestens zwei Starkwindtage mussten wir hier „absitzen“- keine tolle Aussicht. Schon beim Aufwachen am nächsten Morgen waren wir sehr froh über den Schutz. Die Baumwipfel bogen sich bedenklich, der Wind pfiff mit ca. 40 Knoten über das Land und trieb sogar das Wasser aus dem Hafenbecken. Wir trauten uns gar nicht das Boot zu verlassen, da bei 50 cm Höhenunterschied von Boot zur Kaimauer die Festmacherleinen nachgestellt und beobachtet werden mussten. Zwei  Bücher (E-Books) später war auch dieser Tag vorbei. Heute Morgen schien die Sonne und schon sah alles viel freundlicher aus. Das Wasser unter dem Boot hatte wieder Normalstand und nichts schien uns von einer  Abfahrt abzuhalten- wäre da nicht der  angesagte Starkwind aus den Vorhersagen. Obwohl davon nichts zu spüren war und Carsten dem scheinbar verlorenen Fahrtag nachtrauerte, hielten wir, auch wegen der fehlenden Vorbereitung einer Route, am Ruhetag fest, liefen bis zum Hafen in Torhamn (keine Alternative für uns) und über den ICA (Einkauf) und Burgergrill (Mittag) ging es wieder zurück. Auch der böige, pfeifende Wind kam zum Mittag tatsächlich auf- alles richtig gemacht. Morgen soll es dann doch wenigstens ein paar Meilen weitergehen. Hasslö, eine Insel südlich von Karlskrona in der Hanöbucht,  könnte das Ziel sein. Wenn der Wind mitspielt… 
Hinter dem Hafen gehts weiter...
Sandhamn Hafen