Montag, 15. Oktober 2018

Alles hat ein Ende…


…nur der Zeitpunkt stand bei uns lange nicht fest. Glaubten wir noch nach Ende der stürmischen Tage in Ystad am nächsten Tag den großen Schritt über die Ostsee  wagen zu können, verschob sich dies aus den verschiedensten Gründen immer weiter nach hinten. Windrichtung, Windstärke, eigenes Befinden, Wetter, Wellenrichtung und – höhe… ständig passte irgendein Detail nicht, entschieden wir uns (manchmal sogar erst früh 4.30 Uhr nach Sichtung der Wetterdaten!) um. 61 Seemeilen lagen zwischen uns und dem erstrebten Ziel Kloster/Hiddensee, d.h. bei durchschnittlichen  5 Knoten Reisegeschwindigkeit (meistens irgendwas zwischen 3,5 und 7,5 Knoten) ca. 12 Stunden Fahrt. Aber da musste alles stimmen, das flache, betonnte und uns unbekannte Fahrwasser im Norden der Insel konnte nur mit Tageslicht passiert werden und zwischen Sonnenaufgang  und Untergang sind es zu dieser Zeit im Jahr gerade einmal 12 Stunden… Endlich schien es einen Lichtblick zu geben: am Sonntag öffnete sich, nach einem durchziehenden Regen mit Sturm, ein längeres Zeitfenster Nordwestwind und eben das brauchten wir. Allerdings hieß es genau zu planen, wollten wir ja weder im Sturm zerlegt werden, noch vom später folgenden Schwachwind aus Südwest gebremst. Erst Samstagabend, nach Sichtung der neuesten Daten, war unser Plan perfekt  und sah folgendermaßen aus: Aufstehen 5 Uhr, Abfahrt 6 Uhr bei Dunkelheit und Regen, vor dem Nordwind, aber hinter dem Sturm her, Ankunft gegen 18 Uhr. Mit einer halben Stunde Verspätung ging es tatsächlich am nächsten Tag los, der Regen und die Kälte waren unangenehm aber ertragbar. Nach Sonnenaufgang türmten  sich vor uns die finsteren Wolkenformationen des abklingenden Sturmtiefs auf- manchmal ist Unpünktlichkeit gar nicht so schlimm…Viel schneller als gedacht (sogar bis zu 9 Knoten waren vereinzelt sichtbar) pflügte die KETO durch die hohen, aber von schräg hinten anrollenden Wellen. Unter Deck war die Wackelei nicht auszuhalten und so teilten sich Carsten und ich den Platz an Deck, Wellenberge und Geschwindigkeitsanzeige immer  im Blick. Ungefähr in der Hälfte der Strecke tauchten die ersten Riesenpötte im Sichtbereich auf, wir hatten ein sogenanntes „ Fahrtrennungsgebiet“ erreicht. Jetzt hieß es das AIS genau zu beobachten, wollten wir nicht so kurz vor Schluss noch unter die „Räder“ eines Container- oder Fährschiffes geraten. Beängstigend nah kreuzten sich unsere Wege das eine oder andere Mal, aber natürlich passierte nichts. Endlich kam Rügen in Sicht und ein wenig später war auch der Leuchtturm von Kloster deutlich zu erkennen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir allerdings schon mit viel weniger Wind und niedrigeren Wellen gerechnet. Ersterer ließ spürbar nach, die Wellenhöhe und die konfusen Richtungen  gaben  uns aber Rätsel auf. Das Schiff rollte über den seitlichen Wellen unangenehm und im Magen spürbar und Carsten musste fast jede davon einzeln aussteuern, um nicht auf die Seite gelegt zu werden. Da wird ein natürlich notwendiger Toilettengang zum echten Abenteuer… und dauerte, dick eingemummelt wie wir waren, auch so seine Zeit. Wie gut verstand er plötzlich die Situation von Frauen auf dem Skihang …J  Nach dem einen oder anderen zusätzlichen Kreuzschlag fuhren wir dann unter vollem Tageslicht gegen 16 Uhr in die geschützt liegende Fahrstraße zwischen Rügen und der Insel Hiddensee und nach einer weiteren Stunde in den fast leeren Hafen von Kloster ein. Wie die letzten Jahre auch parkten wir die
Ystad- Straßenzug der Altstadt


Insel Hiddensee

Beim Kranen muss alles genau passen...


...ab geht es ins Winterquartier
KETO, unter den Augen der einheimischen „Tagesendbiertrinker“, direkt hinter dem Räucherkahn von Willy. Auch wenn uns ganz klar eine Last von der Seele fiel- am glücklichsten war mit Sicherheit Paule über unsere Ankunft. Schon auf dem Boot war er kaum zu bremsen, beim dann fälligen Spaziergang zum Strand drehte er dann so richtig auf.
Die zwei folgenden Tage verflogen geradezu. Erst trafen wir liebe Bekannte aus alten Segeltagen am Senftenberger See und verbrachten gemütliche Stunden zusammen, dann überraschte uns Ute, Carstens Schwester, mit einem Kurzbesuch (Wanderung zum Leuchtturm und Weststrand) … gern hätten wir, auch auf Grund des herrlichen Herbstwetters, den Abreisetag etwas nach hinten geschoben,  aber leider waren wir an den Krantermin gebunden. So blieb uns ein fast windstiller (wen wundert das noch!) Abschied in der Morgensonne und fünf Motorstunden später fuhren wir am 10. Oktober in die heimatliche Marina Neuhof ein. Hier wartete schon unser Segelfreund Dieter und wir verschoben das „Anlegebier“ auf den Abend. Mit vielen guten Tipps und Informationen für den, im nächsten Jahr folgenden, zweiten Teil unserer Runde (Polen- Baltikum- Russland) fielen wir abends ins Bett. Alles hat eben ein Ende… Das nun folgende Ausräumen und Kranen sowie winterfest machen der KETO gehört natürlich, wie jede Saison, zum Segelurlaub dazu, auch wenn es wirklich Angenehmeres gibt.  Alles klappte wie am Schnürchen, selbst die Überführung ins Winterlager war Freitagabend erledigt… Und was bleibt? Das ist dann schon wieder eine neue Geschichte…