…nur der Zeitpunkt stand bei uns lange nicht fest. Glaubten
wir noch nach Ende der stürmischen Tage in Ystad am nächsten Tag den großen
Schritt über die Ostsee wagen zu können,
verschob sich dies aus den verschiedensten Gründen immer weiter nach hinten.
Windrichtung, Windstärke, eigenes Befinden, Wetter, Wellenrichtung und – höhe…
ständig passte irgendein Detail nicht, entschieden wir uns (manchmal sogar erst
früh 4.30 Uhr nach Sichtung der Wetterdaten!) um. 61 Seemeilen lagen zwischen
uns und dem erstrebten Ziel Kloster/Hiddensee, d.h. bei durchschnittlichen 5 Knoten Reisegeschwindigkeit (meistens
irgendwas zwischen 3,5 und 7,5 Knoten) ca. 12 Stunden Fahrt. Aber da musste
alles stimmen, das flache, betonnte und uns unbekannte Fahrwasser im Norden der
Insel konnte nur mit Tageslicht passiert werden und zwischen Sonnenaufgang und Untergang sind es zu dieser Zeit im Jahr
gerade einmal 12 Stunden… Endlich schien es einen Lichtblick zu geben: am
Sonntag öffnete sich, nach einem durchziehenden Regen mit Sturm, ein längeres
Zeitfenster Nordwestwind und eben das brauchten wir. Allerdings hieß es genau
zu planen, wollten wir ja weder im Sturm zerlegt werden, noch vom später
folgenden Schwachwind aus Südwest gebremst. Erst Samstagabend, nach Sichtung
der neuesten Daten, war unser Plan perfekt
und sah folgendermaßen aus: Aufstehen 5 Uhr, Abfahrt 6 Uhr bei
Dunkelheit und Regen, vor dem Nordwind, aber hinter dem Sturm her, Ankunft
gegen 18 Uhr. Mit einer halben Stunde Verspätung ging es tatsächlich am
nächsten Tag los, der Regen und die Kälte waren unangenehm aber ertragbar. Nach
Sonnenaufgang türmten sich vor uns die
finsteren Wolkenformationen des abklingenden Sturmtiefs auf- manchmal ist
Unpünktlichkeit gar nicht so schlimm…Viel schneller als gedacht (sogar bis zu 9
Knoten waren vereinzelt sichtbar) pflügte die KETO durch die hohen, aber von
schräg hinten anrollenden Wellen. Unter Deck war die Wackelei nicht auszuhalten
und so teilten sich Carsten und ich den Platz an Deck, Wellenberge und
Geschwindigkeitsanzeige immer im Blick.
Ungefähr in der Hälfte der Strecke tauchten die ersten Riesenpötte im
Sichtbereich auf, wir hatten ein sogenanntes „ Fahrtrennungsgebiet“ erreicht.
Jetzt hieß es das AIS genau zu beobachten, wollten wir nicht so kurz vor
Schluss noch unter die „Räder“ eines Container- oder Fährschiffes geraten.
Beängstigend nah kreuzten sich unsere Wege das eine oder andere Mal, aber
natürlich passierte nichts. Endlich kam Rügen in Sicht und ein wenig später war
auch der Leuchtturm von Kloster deutlich zu erkennen. Zu diesem Zeitpunkt
hatten wir allerdings schon mit viel weniger Wind und niedrigeren Wellen
gerechnet. Ersterer ließ spürbar nach, die Wellenhöhe und die konfusen Richtungen
gaben
uns aber Rätsel auf. Das Schiff rollte über den seitlichen Wellen
unangenehm und im Magen spürbar und Carsten musste fast jede davon einzeln
aussteuern, um nicht auf die Seite gelegt zu werden. Da wird ein natürlich
notwendiger Toilettengang zum echten Abenteuer… und dauerte, dick eingemummelt
wie wir waren, auch so seine Zeit. Wie gut verstand er plötzlich die Situation
von Frauen auf dem Skihang …J
Nach dem einen oder anderen zusätzlichen
Kreuzschlag fuhren wir dann unter vollem Tageslicht gegen 16 Uhr in die
geschützt liegende Fahrstraße zwischen Rügen und der Insel Hiddensee und nach
einer weiteren Stunde in den fast leeren Hafen von Kloster ein. Wie die letzten
Jahre auch parkten wir die
Ystad- Straßenzug der Altstadt |
Insel Hiddensee |
Beim Kranen muss alles genau passen... |
...ab geht es ins Winterquartier |
Die zwei folgenden Tage verflogen geradezu. Erst trafen wir
liebe Bekannte aus alten Segeltagen am Senftenberger See und verbrachten
gemütliche Stunden zusammen, dann überraschte uns Ute, Carstens Schwester, mit
einem Kurzbesuch (Wanderung zum Leuchtturm und Weststrand) … gern hätten wir,
auch auf Grund des herrlichen Herbstwetters, den Abreisetag etwas nach hinten
geschoben, aber leider waren wir an den
Krantermin gebunden. So blieb uns ein fast windstiller (wen wundert das noch!)
Abschied in der Morgensonne und fünf Motorstunden später fuhren wir am 10.
Oktober in die heimatliche Marina Neuhof ein. Hier wartete schon unser
Segelfreund Dieter und wir verschoben das „Anlegebier“ auf den Abend. Mit
vielen guten Tipps und Informationen für den, im nächsten Jahr folgenden,
zweiten Teil unserer Runde (Polen- Baltikum- Russland) fielen wir abends ins
Bett. Alles hat eben ein Ende… Das nun folgende Ausräumen und Kranen sowie
winterfest machen der KETO gehört natürlich, wie jede Saison, zum Segelurlaub
dazu, auch wenn es wirklich Angenehmeres gibt. Alles klappte wie am Schnürchen, selbst die
Überführung ins Winterlager war Freitagabend erledigt… Und was bleibt? Das ist
dann schon wieder eine neue Geschichte…
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