Das Abenteuer beginnt vor der Haustür, d.h. eigentlich bei
Europcar am Tresen. Zielsicher sprachen wir dort Montagnachmittag vor und
wollten natürlich ein passendes Auto
gleich mitnehmen. Aber: „Oh, I´m so sorry…“- erst am nächsten Tag um 9 sei wieder etwas
verfügbar, sofort hätte er nur einen Ford Fiesta…Rund 2800 km mit Hund, Wander-
und Campingsachen im Fiesta – keine Chance! Als wir Dienstag gegen 12.30 den Golf
Variant (Kombi) gepackt und abfahrbereit im Segelclub Vaasa stehen hatten, war
einer der 6 geplanten Tage schon halb vorbei. Das bedeutete Meter machen…Gar
nicht so einfach bei 60 bis 100km/h Höchstgeschwindigkeit und einer
einspurigen, fast jeden nennenswerten
Ort der Küste durchquerenden Autobahn. Mit dem Wissen um eine taghelle
Nacht, war unser Ziel Tornio, dem
finnische Teil des schwedischen Städtchens Haparanda im Norden des
Bottnischen Meerbusens, dessen Hafen ja unser früheres Ziel mit dem Boot war.
Der dort aus Norden kommende gleichnamige Fluss bot laut Reiseführer einiges.
So ist er einerseits Grenzfluss zu Schweden, andererseits aber auch einer der
letzten freifließenden Lachsflüsse Europas mit malerischen Holzstegen von denen
aus Lachsfischer ihr Glück versuchen. Am Abend erreichten wir das Torniotal
(Stromschnellen von Kukkola) und stellten drei Dinge fest: 1. entspricht die
Landschaft der Beschreibung, 2. war zum Glück keine Lachssaison- außer ein paar
Touristen wirkte alles wie ausgestorben und 3. gibt es „ein paar“ Mücken. Die Suche
nach einem geeigneten Platz für unser
Zelt gestaltete sich trotz „Jedermannsrecht“ schwierig. Nicht an der Straße,
nicht in der Nähe von bewohntem Gebiet, evtl. am Wasser… alle interessanten
Stellen scheiterten vorwiegend an einem Problem: den Mücken. Zu Hunderten
überfielen einen die stechfreudigen Gesellen sobald man das Auto verließ. Mit
den Armen wedelnd und ausschlagend
flüchteten wir wieder ins Auto und brachten die Hälfte davon mit hinein, gingen
minutenlang auf Moskitojagd um dann einen anderen Zeltplatz zu suchen! Zwar
hatten wir von diesen Schwärmen im Sommer in Lappland gelesen, die Ausmaße überraschten uns aber doch ein wenig. Schlafen mussten wir aber irgendwo und so zogen wir bei schwülen Temperaturen lange Klamotten über, bauten unser Zelt in einer Wiese am Waldrand auf und verbrachten, hinter Mückennetzen geschützt, eine erste Nacht in Lappland. Das Frühstück verschiebend ging es früh weiter zum Felsenberg Aavasaksa, der zu den finnischen Nationallandschaften gehört und mit dem Ausblick auf das naturbelassene Flusstal, Schweden und Lappland (Qu.: Marco Polo) ein lohnenswertes Ausflugsziel war. Die Höhenluft schien den Mücken nicht so anzustehen, sodass auch wir endlich mit einem ausgiebigen Frühstück den Tag beginnen konnten. Weiter ging die Fahrt in Richtung Rovaniemi (ca. 62000 Ew.), der Hauptstadt Lapplands, in deren Norden wir den Polarkreis überqueren wollten. Aber nicht nur wir! Nachdem 1950 hier ein Geschäftsmann das Büro des Weihnachtsmannes eröffnete, strömen jedes Jahr hunderttausende Menschen her. Bei permanenter Beschallung mit Weihnachtsmusik kann man im Holzdorf Fotos mit dem W-mann machen , seinen Wunschzettel abgeben, Postkarten mit Sonderstempel verschicken, Souvenirs kaufen… und noch viele andere „ tolle“ Dinge. Wir entschieden uns für ein einfaches, kostenloses Foto auf dem aufgemalten Polarkreis, stießen mit Rotwein auf die Überquerung an und flüchteten vor dem Rummel und den 31° C ins klimatisierte, ruhige Auto. Am Nachmittag leisteten wir uns eine urige Campinghütte an einem See, badeten und genossen den Rest des Tages. Der Wetterbericht hatte nämlich für den Donnerstag Regen und Gewitter vorausgesagt- dieser Tag konnte ja dann zum Fahren genutzt werden. Genauso verfuhren wir. Keiner verspürte unter diesen Bedingungen am Abend Lust zum Zeltaufbau und so fragten wir in Honningsvag im Vandrerhjem (JH), ca. 30 km vor dem Nordkap, nach einem Zimmer an und hatten Glück. Ausgeruht und stressfrei gestartet, stand unserer Wandertour zum Kap am Freitag nun nichts mehr im Wege…
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