Um es vorwegzunehmen: ja, wir waren am nördlichsten Punkt
Europas aber nein, wir waren nicht am Nordkap. Dies ist leichter zu verstehen,
wenn man weiß, dass das Nordkap, d.h. der ca. 300m hohe Felsen mit dem
bekannten Globusmonument ein als Touristenattraktion ausgebauter, mit dem
Fahrzeug gut erreichbarer und für 32,-€ nicht eben preiswerter Ort im hohen
Norden ist, aber eben nicht dessen nördlichster Landpunkt. Auf letzteren
gelangt man nicht mit dem Reisebus oder Wohnmobil, sondern nur mit einem 10km langen
Fußmarsch über pfadloses, steiniges, baum- und strauchloses graugrünes Ödland.
Dafür ist man aber fast allein unterwegs, kann Rentiere, Wasserläufe und
nordisch karge Natur auf sich wirken lassen und sich bewusst machen- wir haben
unser Ziel gleich erreicht. Den Felsen des Nordkaps immer im Blick (selbst die
blitzenden Scheiben der Reisebusse sind erkennbar), genießen wir bei sonnigen
12°C die Aussicht und den Moment, knipsen am Endpunkt die obligatorischen Fotos
und leeren eine Flasche Cidre, bevor der Rückmarsch beginnt. Wie ein älterer
Schweizer unterwegs bemerkte, ist nicht das Höhenprofil der Wanderung
anstrengend, sondern das ständige auf den Boden blicken, das Laufen auf
wegkippenden Steinen oder morastig rutschigen Untergründen. Vor allem Paule kommt
echt an seine Grenzen. Nach 6 Stunden erreichen wir geschafft und glücklich
wieder das Auto. Kurz überlegen wir, ob der Besuch des Nordkaps nicht doch
dazugehören sollte, aber spätestens beim Sichten des gerammelt vollen
Parkplatzes mit Einfahrschranke wird uns klar: unser Erlebnis kann ein Foto mit
Globus nie im Leben wettmachen.
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