Peterhof |
Wohin fährt der Trolleybus Nr.7? Wie gelangt man ohne lange
Wartezeit in die Eremitage? Solche und viele weitere Problemchen löst man
heutzutage mit Hilfe des Internets. Was aber tun, wenn einem keins zur
Verfügung steht? Mit ihrer Erfahrung aus Kaliningrad und den Sprachkenntnissen
der Besatzung der „Element“ war der Kauf einer russischen SIM- Karte völlig
problemlos und preiswert und damit stand mir die große weite Welt wieder offen.
Leider bestätigte sich recht bald, dass Petersburg nicht gerade hundefreundlich
ist. Maulkorbpflicht im Bus, Hundeverbot in Parkanlagen , an vielen
historischen Orten (Peter- Pauls-Festung z.B.) und in Gaststätten generell. So
ließen wir Paule aller zwei Tage im Boot, was er uns zum Glück nach dem ersten
stressigen gemeinsamen Tagesausflug nicht übelnahm. Schlenderten wir am ersten
Tag relativ ziellos am Ufer der Newa entlang und bewunderten Ausblick und die
ersten Sehenswürdigkeiten im Vorbeigehen (Peter- und Paulsfestung, Newski-
Prospekt, Kasaner Kathedrale, „Haus des Buches“, farbenprächtige
Auferstehungskirche…), nutzten wir den zweiten dann, um in der Unterwelt
Petersburgs (Metro) zu verschwinden und die schönsten U-Bahnstationen
abzufahren und zu bestaunen. Züge, die im Lichte von Kronleuchtern einfuhren,
Puschkin-Denkmal mit frischen Blumen, Marmor, Glas, Mosaiken und Reliefs ließen
uns an eine Palasttour unter der Erde glauben.
Auf dem Palastplatz mit der
Alexandersäule in der Mitte (600t, 47,5m hoch, zur Erinnerung an den russischen
Sieg über Napoleons Armee) und dem grün- weiß- goldenen Winterpalast
(Eremitage, 1500 Räume), dem wohlbeliebtesten und bekanntesten Ort Petersburgs,
genossen wir Straßenmusik und „guckten Leute“.
Essen gingen wir, wie viele
Russen, nicht in touristische Restaurants, sondern in Stolowajas (Esszimmer).
In unterschiedlichen Ausführungen über die ganze Stadt verteilt, hatten sie
eines gemeinsam: reichliches, preiswertes Essen ohne Speisekartenstress- man
stellt sich einfach in einer Schlange an und zeigt mit dem Finger auf die, in
verglasten Theken sichtbaren Speisen, sammelt sie auf dem Tablett und bezahlt
am Ende an der Kasse. (Salat/Suppe, Hauptgericht, Dessert, Getränk zusammen
zwischen 3,50€- 6€!) Am Panzerkreuzer „Aurora“, der 1917 den Startschuss zum
Sturm der Arbeiter und Matrosen auf das Winterpallais und damit den Beginn der
Oktoberrevolution gab, trafen wir Lenin, Zar Peter der Erste war gefühlt
überall in der Stadt zu sehen.
Die Russen empfanden wir als eher zurückhaltend
aber freundlich und, in für uns schwierigen Situationen, sehr hilfsbereit. Das
Handy ist über alle Altersklassen hinweg auch hier das wichtigste
„Kleidungsstück“. Schon bei unserer Ankunft hatten wir die „Raketenboote“ auf
der Newa bestaunt, nun wollten wir sie selbst ausprobieren. Zum Peterhof vor
die Tore der Stadt fuhren sie, ab der Innenstadt, aller 30 Minuten. Kaum saßen
wir und hatten einige Fotos geknipst, schon waren wir gefühlt am Ziel (in
Wirklichkeit 40 Minuten!). Man landet direkt am Ende des ca. 400m langen Kanals
des Palastes zur Ostsee. Hier trafen wir auch Armgard und Swen- Olaf und kamen
mit jedem Schritt dem weltgrößten
Wassersystem von Fontänen und Kaskaden der prächtigen Sommerresidenz der
russischen Zaren des 18./19. Jh. näher.
Obwohl die Anlage erst anderthalb
Stunden geöffnet war, bewegten wir uns nicht als Einzige in diese Richtung. Das
„russische Versailles“, als Muster der Barockarchitektur, zählt als
meistbesuchte Sehenswürdigkeit ganz Russlands! Goldene Statuen, flirrendes
Wasse, das Grün der Parkanlagen- man konnte sich nicht satt sehen. Nach einem
Bummel durch den unteren Park mit weiteren kleinen Palästen, Brunnen und
variantenreicher Gartenarchitektur, überredeten wir die Männer nach einem
kurzen Imbiss auch noch zum Besuch der oberen Gärten (nochmals 15ha!). Wurde er
unter Peter dem 1. noch als Gemüsegarten genutzt und die Teiche dienten der
Fischzucht, verwandelte er sich in der 2. Hälfte des 18. Jh. in ein weiteres
prächtiges Beispiel der Gartenbaukunst (Lindenalleen, Lauben, Rosengarten,
Teiche, Brunnen, Skulpturen).
Hier zeigten sich dann aber bald bei uns allen
deutliche Ermüdungserscheinungen und so wählten wir für den Rückweg das vor den
Toren abfahrende Linientaxi (Kleinbus für ca. 20 Leute). Schon vor Beginn
unserer Reise stand, im Falle eines
Erreichens Petersburgs, ein Besuch der Eremitage auf der Wunschliste.
Carsten konnte dem nicht so viel abgewinnen und blieb mit Paule auf dem Boot.
So versuchten wir zu dritt, ausgestattet mit den verschiedensten Tipps und
Hinweisen aus dem Internet, den schnellsten Weg hinein (die kürzeste Schlange)
zu finden. Eine Reihe für Busgruppen, eine für vorgebuchte Karten aus dem Netz,
eine für Führungen, eine für… gerade begann ich mich seelisch und moralisch auf
mindestens 2 Stunden Wartezeit einzurichten, als wir in einer Ecke zwei kaum
beachtete Ticketautomaten fanden. Auf direktem Wege gelangten wir so zu
Eintrittskarten und konnten damit tatsächlich, an jeder der unzähligen Reihen
vorbei, die heiligen Hallen der Kunstsammlung betreten. Jährlich sollen über 3
Mio. Besucher das von Katharina der Großen erschaffene Museum besuchen, welches
aus 5 Gebäuden mit ca. 3 Millionen Exponaten besteht. Von „ermitage“ (franz. für
„Ort der Einsamkeit“) waren wir also weit entfernt… Da es unmöglich ist, sich
alle Ausstellungsstücke anzusehen, konzentrierten Armgard und ich uns zuerst
auf den Teil „Palasteinrichtung“. Welche Pracht und Vielfalt in der Gestaltung
der Räume! Keiner glich nur annähernd einem anderen. Schon in diesem Teil kam
man (auch dank Audioguide) kaum voran, so vielfältig waren die Exponate. Viele
holländische, italienische, französische…alte Meister später landeten wir noch
in der Antike und im Alten Ägypten und verließen nach ca. 3 Stunden voller
Eindrücke das Museum. Die Schlangen davor waren eher länger geworden.
Das wäre mein Lieblingsraum! |
Noch
viele Tage hätten wir in dieser tollen Stadt verbringen können, haben längst
nicht alles Sehenswerte gesehen. Aber so hat man wenigstens einen Grund, noch
einmal wieder zu kommen… Doswidanja St. Petersburg!
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