Auch wenn
der Eine oder Andere uns schon zum bisher tollen Wetter beglückwünschte,
Regentage gibt es schon auch. Leider erwischte es uns gleich am Ankunftstag in
Kolberg und so war der erste Eindruck der Innenstadt, na ja nennen wir es mal „trist“.
Als einen Tag später die Sonne wieder lachte, sah die Stadt schon ganz anders
aus. Sandstrand mit Seebrücke, Flaniermeile mit Touristenkitsch, aber auch
Künstlern, Leuchtturm, moderne Kurhotelanlagen, Parks. Jetzt war es nachzuvollziehen,
warum so viele Senioren die Stadt zum „Kuren“ bevölkerten. Als wir dann auch
noch die Fischhändler hinter der Marina fanden und uns für wenig Geld
eindeckten, gefiel es uns in Kolberg richtig gut. J
Die 32 sm
nach Darlowo flogen wir bei gutem Wetter nur so dahin. Der erstmals eingesetzte
Spinnaker (Leichtwindsegel für Raum- und Vorwindkurs) tat dazu sein Übriges.
Bei der Hafeneinfahrt beutelte es uns bei auflandigem Wind und heftiger Welle tüchtig,
da der Fluss, der an dieser Stelle in die Ostsee mündet, einen Gegenstrom von
bis zu 3 kt erzeugte. Hatte man die aber hinter sich, fuhr man ganz relaxed in
ruhigem Fahrwasser einen Kanal durch den Ort bis zur Marina. Hier empfing uns
der Hafenmeister persönlich und nahm die Leinen entgegen. Auf dem schnell
studierten Stadtplan war zu erkennen, dass z.B. ein Geldautomat auf der anderen
Kanalseite zu finden ist und eine Brücke beide Kanalseiten verbindet. Das kam
uns absolut spanisch vor, hatten wir doch Minuten zuvor ungehindert eben diesen
durchfahren?! Ein Spaziergang brachte dann Klarheit in die Angelegenheit: Ja,
es gab eine Brücke, welche sich jede volle Stunde für 15 Minuten öffnete. Wir
durchquerten sie also in genau einem solchen Zeitfenster und bemerkten es vor
lauter Aufregung nicht mal! Auch der Strand in Darlowo gefiel uns Dreien
ausnehmend gut. Vor allem Paule hatte richtig Spaß im flachen Wasser. Für den nächsten
Tag war wieder ordentlich Wind und Welle aus Westen angesagt. Da wir gehört
hatten, dass im rund 18sm entfernten und eigentlich geplanten Hafen Ustka ein
unangenehmer Schwell steht, wollte Carsten gleich bis nach Leba durchziehen- 52
sm, ca. 10 Stunden. An solch langen Touren haben Paule und ich meistens nicht
viel Spaß, aber die Logik, sich eine durchwachte wackelige Übernachtung zu
sparen, sprach für sich. So hieß es früh aufstehen, um die Brückenöffnung um 7
nicht zu verpassen. Ohne Frühstück ging es also pünktlich los und nach dem
Überwinden der Zone der brechenden Meterwellen in der Ausfahrt zur offenen See
(wie Rodeo reiten- ein buckelndes Auf- und Ab) ging es zügig gen Osten voran. Irgendwann
kam Hunger auf und natürlich ist es meine Aufgabe, unter Deck etwas Essbares zu
beschaffen. Da die KETO unangenehm rollte und mir ganz komisch wurde, mussten
ein paar Möhren genügen. Trotzdem ich 5 Minuten später wieder an Deck war,
hatte ich nichts von ihnen und opferte sie postwendend den Fischen. Auch der
nach 2 Stunden gesetzte Gennaker brachte keine ruhigere Fahrt und so blieb es
eine Unmöglichkeit unter Deck zu gehen. So bekamen wir auch nicht mit, dass
Paule, bisher ruhig in der Hundekoje schlafend, ein Problem hatte.
Wahrscheinlich hatte er am Tag zuvor wieder mal was Falsches am Wegesrand
gefressen und bekam nun Durchfall. Nie würde er aber in seinem „Haus“ sein „Geschäft“
verrichten, da machte auch diese Notsituation keine Ausnahme. Panisch die Augen
verdrehend und jammernd stand er am Niedergang. Wir holten ihn nach oben und
versuchten ihn zu überzeugen, den Boden der Pflicht als Toilette zu akzeptieren-
keine Chance. Er versuchte immer wieder das Boot zu verlassen und wir mussten
uns zu Zweit dagegen stemmen. Das alles bei kabbeliger See und eigentlich
nötiger Konzentration Carstens für das Steuern unter Segeln! Die Natur forderte
dann doch explosiv ihr Recht ein, Paule ging es gleich wieder gut und wir
beseitigten mit 7 Eimern Seewasser die Bescherung. Dies sollte nicht die
einzige kuriose Situation der Fahrt bleiben. In der nach 10 Stunden endlich
erreichten Hafeneinfahrt von Leba machten uns polnische Angler laut rufend auf
eine im Hafenbecken schwimmende Angel aufmerksam. Eine Ehrenrunde später
fischte ich sie mit dem Bootshaken an Bord, holte gefühlt 100m Schnur ein und
versuchte dabei, die 7 Angelhaken (Paternoster) von Segeln und Kleidung
fernzuhalten. Wenigstens war kein Fisch dran! Nach erfolgreicher Übergabe des
Gerätes auf der Kaimauer fuhren wir in die hübsche Marina Leba ein und
beendeten den Tag mit Bratkartoffeln und Flundern. Den nächsten Tag bestimmten
wir als „Wandertag“, fehlte uns doch allen mittlerweile ein wenig die Bewegung. In ca. 9 km Entfernung waren im
Slowinzischen Nationalpark riesige Wanderdünen zu besichtigen und zu besteigen,
also ein lohnenswertes Ziel. Durch malerische Kiefernwälder ging es hinter dem
Deich gut voran, bis ein Maschendrahtzaun unseren Elan stoppte. Vergeblich
suchten wir nach einem Tor. So setzten wir den Weg nach kurzer „Krabbeleinlage“
(30cm Bodenfreiheit) fort und erreichten bald die wirklich beeindruckende „Sahara
Pommerns“, kämpften uns über lockeren Sand ungefähr 30m nach oben und genossen
die geniale Aussicht auf Lebasee und Ostsee. Viele Fotos später ging es nach
kurzer Mittagspause (lecker Piroggi) zurück zum Boot. Die Prognosen der
Wetterdienste zeigten Erschreckendes: viel Wind und hohe Wellen aus Osten- eine
Weiterfahrt ist so also erst einmal nicht möglich. Jetzt heißt es geduldig zu
sein und auf Besserung zu hoffen- aber es gibt wahrlich schlimmere Orte für „Zwangsurlaub“…
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Spinnakerfahrt |
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Blick von der Fußgängerbrücke Darlowo |
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Lebasee |
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Sanddünen |
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